Pferdenotfall in Norddeutschland

Geißblatthof e.V.

 

Pferdenotfall in Norddeutschland

 

Als wir im Juli 2013 nachmittags vom Veterinäramt Diepholz zu einer Sicherstellung gerufen wurden, ahnte keiner von uns, was uns dort erwarten würde…

 

Einem alten Mann war seine Pferdehaltung über den Kopf gewachsen, 16 von 20 Pferden standen seit Jahren im Stall und seit vor sieben Jahren der Hufschmied gestorben war, hatte auch niemand mehr Hand an die Hufe gelegt.

 

Die vier Pferde, die draußen auf der Weide standen waren in deutlich besserer Verfassung als die im Stall. Diese hat das Veterinäramt dann auch vor Ort belassen können.

Von den verbleibenden 16 Tieren wurden nach und nach zwölf auf den Geißblatthof transportiert, vier weitere kamen bei anderen Vereinen unter.

 

Neben dem katastrophalen Zustand der Hufe, die teilweise im Kreis gewachsen waren wie eine Widderschnecke, so dass die Pferde beim Gehen sich mit den eigenen Hufen ineinander verhakten und ins Stolpern kamen, waren einige deutlich unterernährt, mit stark heraustretenden Rippen und Wirbeln. Kahle Stellen ließen auf Mineralstoffmängel schließen.

 

Andere wieder waren in ordnungsgemäßem Ernährungszustand, allen gemein war jedoch ein gänzlich fehlender Erfahrungsschatz. Keines oder fast keines dieser Pferde ist Halfter und Strick gewohnt und wenn sie uns Menschen auch freundlich begegnen, so weichen sie doch aus und meiden Berührungen. Viel Vertrauensarbeit ist nötig, um sie an normale Alltagssituationen zwischen Mensch und Pferd zu gewöhnen.

 

Zwei der Altstuten hatten so schwerwiegende, irreversible Veränderungen der Hufbeine mit zerstörtem Hufbeinträger, chronischer Hufrehe mit vollständiger Knollenhufbildung und dramatischen Veränderungen der Hornkapsel, so dass es keine Hoffnung auf ein schmerzfreies Leben gab und wir die beiden gehen lassen mussten.

 

Inzwischen – in den letzten Augusttagen – kann man deutliche Entwicklungen auf allen Ebenen sehen. In allen Pferden ist eine Neugier erwacht, Neugier auf Menschen, auf Pferdespiele, auf das Leben in all seiner Fülle. Für sie sieht die Prognose gut aus. Zwar werden die wenigsten jemals wieder nutzbar sein, aber sie gehen einem schmerzfreien Leben entgegen, in dem sie Pferd sein dürfen, Wind und Sonne genießen können und mit Artgenossen um die Wette laufen können!

 

Solche Großeinsätze sind ohne Hilfe von außen nicht zu bewältigen – ein herzliches Dankeschön an Aurelis für die Unterstützung!

 

Linda Christof
Vorsitzende Geißblatthof e.V.
www.tierschutzhof-geissblatt.de